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Gedenkstele zur Erinnerung an Mildred Harnack-Fish - Gießener Kunstweg 

Objekt: Gedenkstele
Standort: Phil.1 – vor dem neuen Seminargebäude am Alten Steinbacher Weg 44 | Standort in der Karte
Stadtteil/Bezirk: Östliches Stadtgebiet, zwischen Licher Straße u. Schiffenberger Weg
Künstler: John Durbrow, Chicago/USA
Material: Schwarzer Granit, poliert, auf schmaler Sockelplatte, Höhe 2,32 Meter, Breite 51,5 Zentimeter, seitliche Kante 18,5 Zentimeter.
Entstehung: 2019 Park am Lake Mendota in Madison, Wisconsin /USA
Aufstellung: 2020/21 Gießen
Eigentümer: Justus-Liebig-Universität Gießen, Land Hessen

Beschreibung
Sie ist nicht besonders auffällig, die schmale Stele vor dem neuen Seminargebäude im Phil.1. Die Gedenkstele für Mildred Harnack hat einen schmalen, querrechteckigen Grundriss und glänzt wie ein schwarzer Spiegel. Sie ist aus einem Stück gefertigt und auf beiden Schauseiten gleich gestaltet. Darauf treffen sich zwei spitz zulaufende Dreiecke etwas oberhalb der Mitte. In der oberen Hälfte ragt das Dreieck leicht heraus, in der unteren Hälfte führt es nach innen.
Der amerikanische Architekt John Durbrow will damit zum Ausdruck bringen, dass „Mildreds Handlungen eher von persönlicher Entschlossenheit und innerer Stärke als von Ehrgeiz durchdrungen (waren). Die subtil anthropomorphisierte Stelen-Gedenkstätte spiegelt die stille und düstere Würde wider, die jemandem gebührt, dessen Streben von selbstloser Liebe und Idealismus getrieben war. Die Gedenkstätte soll Mildred spirituell mit ihrer prägenden Basis und ihrem intellektuellen Zentrum, Wisconsin, verbinden." Nun gibt es auch eine Verbindung mit Gießen, mit ihrer ersten Universität in Deutschland.

Entstehung des Denkmals
Die Errichtung der Schwesterstele in Gießen geschah auf Anregung des amerikanischen Dozenten Dr. Nick Schweitzer von der Law School der Universität Wisconsin-Madison, der im Rahmen der langjährigen Kooperation der beiden Universitäten 2018 einen Lehraufenthalt bei der JLU-Rechtswissenschaft hatte. Er wusste von der Planung in seiner Heimat und schlug vor, eine Schwesterstele in Gießen aufzustellen. Gefertigt hat sie der Steinmetz Alexander Horst aus Hungen, aufgestellt wurde sie September 2020. Die feierliche Enthüllung fand pandemiebedingt erst im Jahr darauf statt. Auf einem Bronzetäfelchen im Boden davor ist zu lesen: „Zur Erinnerung an Mildred Harnack-Fish (1902-1943), Studentin der Universität Wisconsin-Madison und Absolventin der Universität Gießen. Als Angehörige des Widerstands gegen das NS-Unrechtsregime wurde sie im Februar 1943 von den Nationalsozialisten hingerichtet.“

Künstler-Vita
Der Architekt JOHN DURBROW erhielt 2005 eine hohe Auszeichnung für Design in Newton, Wisconsin, darüber ist auf der Homepage der Universität zu lesen. Er unterrichtete in dieser Zeit Architektur am Illinois Institute of Technology (IIT). Durbrow hatte bereits in den 1990er Jahren und 2001 dort unterrichtet, blickt zudem auf eine langjährige Erfahrung als Vizepräsident und leitender Architekt beim Architekturbüro Murphy/Jahn, Chicago zurück.

Zur geehrten Person:
MILDRED FISH (1902-1943) war Dozentin für deutsche Literatur an der Universität von Wisconsin als sie dort den deutschen Juristen Arvid Harnack kennen und lieben lernte. Sie heirateten und gingen 1929 nach Deutschland. Beide studierten kurz an der Universität Gießen bevor sie nach Berlin zogen. 1941 wurde Mildred Harnack in Gießen promoviert, in ihrer Dissertation behandelt sie die „Amerikanische Literatur der Gegenwart in einigen Hauptvertretern des Romans und der Kurzgeschichte“ (1940). In Berlin schlossen sich beide dem Widerstand gegen Hitler an, waren Teil der Gruppe „Rote Kapelle“. Sie wurden von den Nationalsozialisten so bezeichnet. Alle Mitglieder wurden verhaftet, vor Gericht gestellt und zum Tode verurteilt. Während des Kalten Kriegs der Nachkriegszeit wurde die Erinnerung an das Ehepaar Harnack bewusst verdrängt, da sie auch mit der kommunistischen Sowjetunion kooperiert hatten. In den USA verbreitete die Kommunisten-Verfolgung Angst.
Weiteres Gedenken in Gießen: 1983 Straßenname im Gebiet am Sandfeld, 2016 Umbenennung Studierendenwohnheim Ludwigstraße.

Zum Kunstweg am Philosophikum
Der Kunstweg am Philosophikum macht seit den 1980er Jahren unterschiedliche Skulptur-Auffassungen erfahrbar. 15 zumeist freistehende Skulpturen sind entlang eines sich schlängelnden Weges erlebbar. Diese Besonderheit der Justus-Liebig-Universität Gießen verdankt sich der gezielten Planung ab 1982 als Teil des „Sonderbaufonds zur künstlerischen Ausgestaltung und Ausstattung von Gebäuden des Landes Hessen“, landläufig unter Kunst-am-Bau bekannt.
Außerhalb der Kunst-am-Bau-Maßnahmen wurden ein schlichter Gedenkstein für die Gießener Pädagogik.Studentin Tugce Albayrak (Sept.2015) aufgestellt und die Gedenkstele für die Widerstandskämpferin und einstige Studentin Mildred Harnack-Fish (2020).

Literaturhinweise
Zur Gedenkstele: Gießener Allgemeine Zeitung 20.7.2019 (kw), Gedenkstele für Mildred Harnack, Widerstandskämpferin wird in den USA und demnächst auch in Gießen erneut geehrt;
Gießener Anzeiger, 17.9.2021 (PM), „Mutige Kämpferin für Demokratie“, Erinnerung an Mildred Harnack-Fish am Campus Kultur- und Geisteswissenschaften der JLU / Schwesterstele zum Kunstwerk in den USA; www.friendsofmadisonarts.org/mildred-fish-harnack; law.wisc.edu/gls/hrp/fish_harnack; www.IIT.edu (zu John Durbrow)

Zu Mildred Harnack-Fish:

  • 1980: Andreas Anderhub, Die Gießener Studenten in der Schlußphase der Weimarer Republik oder: Wie Mildred und Arvid Harnack zu Gegnern des Nationalsozialismus wurden, in Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsvereins Gießen, Band 65;
  • 1988: Eberhard Brüning (Hg.), Mildred Harnack-Fish – Variationen über das Thema Amerika. Studien zur Literatur der USA, Aufbau-Verlag Berlin-Weimar;
  • 1997: Dagmar Klein, Frauen in der Gießener Geschichte, S.166-169, hrsg.v. Frauenbüro der Stadt Gießen;
  • 2003: Shareen Blair Brysac, Mildred Harnack und die “Rote Kapelle” - Die Geschichte einer ungewöhnlichen Frau und einer Widerstandsbewegung, Scherz-Verlag;
  • 2022: Rebecca Donner, Mildred – Die Geschichte der Mildred Harnack und ihres leidenschaftlichen Widerstands gegen Hitler, Kanon-Verlag.

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