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Drei figürliche Reliefs

Standort: Marktlaubenstraße 2-6, oberhalb der Haustüren | Standort in der Karte
Stadtteil/Bezirk: Innenstadt, Brandplatz
Künstler: Johannes Ködding, Gießen/Laubach
Material: Basaltlava (Lungstein)
Entstehung: 1930, Kunst am Bau
Aufstellung: Stadtbauamt (Leiter Wilhelm Gravert)
Eigentümer: Stadt Gießen

Beschreibung: Die geschlossenen Marktlauben von 1927/28 bergen in drei Arkaden die Eingangsbereiche zu den darüber liegenden Wohnungen. Die steinernen Abschlussleisten der rechteckigen Haustüren erhielten darüber je ein hochrechteckiges Steinrelief, auf denen Vertreter/innen des Wochenmarkts dargestellt sind. Alle sind im gleichen Stil gearbeitet: Die Figuren sind kompakt und gedrungen, beinahe derb gearbeitet, Binnenstrukturen sind nur angedeutet. Im Stadtarchiv Gießen sind Glasnegative erhalten, die die in Ton gefertigten Entwürfe zeigen und die Titel nennen: Bauer, Bäuerin, Käsefrau.
Der Bauer ist an der Seite zum Lindenplatz angebracht. Er ist in leicht Schrittstellung dargestellt, trägt einen schweren Sack über der Schulter, er hat eine Kappe auf dem Kopf und zwischen seinen Füßen spielt ein kleiner Hund. Die frontal sitzende Käsefrau ist an der mittleren Tür zu finden. Sie hat ein Kopftuch umgebunden, vor ihrem langen Rock liegen Handkäse-Rollen auf einem niedrigen Tischchen. Auf dem historischen Glasnegativfoto sind über dem Kopf der Dargestellten Hausdächer zu sehen. Das Relief auf der Seite zum Brandplatz zeigt die Bäuerin, gewandet in Marburger Tracht mit dem typischen Schnatz (= eng gewickelter Haarknoten oben auf dem Kopf). Sie steht leicht seitlich gedreht, in Brusthöhe trägt sie einen Korb, der mit einem Tuch abgedeckt ist und etwas Rundes freigibt, vielleicht einen Brotlaib oder einen Kohlkopf.

zum Künstler: Johannes Ködding (1876–1959) wurde in Siboya/Sumatra geboren, lebte seit 1881 in Deutschland. Er studierte an der Berliner Akademie, seine Lehrer waren Gerhard Janensch, Ernst Herter und Peter Breuer. Ab 1908 war er in Oberhessen ansässig, von ihm stammt der Entwurf für die hessische Landesausstellung dieses Jahres. Er war mit Porträtbüsten und Statuetten auf diversen überregionalen Ausstellungen vertreten. 1913 soll ihn ein Lehrauftrag der Universität nach Gießen gebracht haben. Aus den Gießener Jahren ist wenig überliefert. Er unterrichtet hiesige Künstler wie den Maler Hellmuth Müller-Leutert, ließ Carl Bourcarde sein Atelier mitbenutzen. Von Ködding stammen einige Gefallen-Denkmäler, etwa für Löhnberg, Usenborn und Niederweisel; das große Krieg-und-Frieden-Relief für eine Gießener Kaserne kam dort nie zur Aufstellung.
Johannes Ködding war 1943 Gründungsmitglied des Oberhessischen Künstlerbunds, trat auf Ausstellungen aber kaum noch in Erscheinung, 1951 wurde er zum Ehrenmitglied ernannt. Im gleichen Jahr hatte er eine Einzelausstellung im Gießener Museum (Nachkriegs-Notquartier in Liebig-Schule). 1956 ehrten ihn Stadt Gießen und OKB zu seinem 80.Geburtstag, da war er bereits nach Laubach gezogen. Museumsdirektor Herbert Krüger hatte einen Bronzeguss von Köddings Figur „Der Schwebende“ anfertigen lassen, diese wurde ihm als Ehrung überreicht.

Hinweis: Es ließ sich nicht eineindeutig klären, ob Johannes Ködding tatsächlich der Urheber der Marktlaubenreliefs war. Hauptindiz sind die Glasnegative im Stadtarchiv Gießen, auf denen die Entwürfe in Ton mit Beschriftung 1930 dokumentiert sind. Auf einer der Schutzhüllen ist mit Bleistift der Name Ködding geschrieben. Stilistisch passen sie zum Oeuvre des Künstlers und zur Beschreibung seiner Figuren als „klare, erdverbundene Typen“.

Literaturhinweise:

  • zum Gebäude: in Denkmaltopografie Stadt Gießen 1993, S.80
  • zu den Reliefs: Fotonegative der 3 Reliefentwürfe in Ton im Stadtarchiv Gießen, Nr. 2989-91
  • zum Künstler: Eintrag in Thieme-Becker-Künstlerlexikon; Gießener Allgemeine Ztg. 17.Mai 1956 „Feierstunde zum 80. Geburtstag des Bildhauers Johannes Ködding“; GAZ 23.7.1959 Bildhauer Ködding gestorben; Gießener Anzeiger 31.5.2006 Relief-Bilder von Krieg und Frieden; erwähnt im Jubiläumsband des Oberhessischen Künstlerbunds 1943-1993. Der Hinweis auf die Lehre an der Universität Gießen ließ sich über die Aktenlage im Universitätsarchiv nicht verifizieren.

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